NFT. Was zur Hölle is das? Wie geht das? Was hab ich als erster auf der Welt damit gemacht und warum rate ich dir (noch) davon ab.
Das bedeutet, man kann das erste mal im Internet etwas besitzen und das auch beweisen.
Das kann ein NFT. Erst mal n bisschen Aufwärmen.
Jeder NFT ist einzigartig und transparent auf der Blockchain einsehbar. So kann jede*r sehen wer ihn erstellt hat, wer ihn gerade besitzt und für welchen Preis dieser zuletzt gehandelt und verkauft wurde. Stell dir ein Bild vor. Du weißt wer es gemalt hat, wo es gerade hängt, was es zuletzt wert war und wenn der Ersteller eingestellt hat, dass er z.B. 10% Royalty Fees erhalten möchte, sorgt der Smart-Contract der Blockchain dafür, dass bei einer Transaktion die 10% vom Verkaufswert immer an den/die Künstler*in gehen. Früher hat ein Basquiat sein Bild z.B. für 1000$ an jemanden verkauft, der es für 1.000.000$ geflippt hat. Davon hat Basquit nie etwas gehabt. Mit einem NFT wäre er automatisch mit 100.000$ am Weiterverkauf beteiligt worden und er hätte z.B. noch ein Video für den rechtmäßigen Besitzer beilegen können, was ihn bei der Erstellung des Kunstwerkes zeigt. Dieses Video kann nur der rechtmäßige Besitzer des Tokens gucken. In meinem Fall war hier ein Hash drin, der zu einem WAV (der jeweilige Song in hoher Qualität) führt. Dieser ist auf IPFS (Peer-2-Peer Storage) gehostet. Das könnt ihr kostenlos bis 1GB auf https://pinata.cloud/ machen.
NFTs können noch viel mehr und ich glaube sie werden irgendwann deutlich mehr sein. Stell dir vor, dein Grundbucheintrag ist ein NFT. Beim Kauf eines Hauses, brauchst du keinen Notar mehr zu bezahlen und der Verkauf eines Hauses läuft in einer Sekunde, unbestechlich, kostengünstig und sicher über die Blockchain ab. Durch den „smart contract“ könnten hier auch direkt Fees, Darlehen, Zinsen usw. berechnet, verbucht und gemeldet werden. Alles ohne Kontrollinstitute und Menschen, die sich an diesem Prozess bereichern. Davon sind wir aber noch recht weit entfernt.
Okay, raff ich so halb, aber was hast du jetzt gemacht?
Ich habe mit meinem Produzenten Philipp Schwär 100 Emotionen vertont und für jede Emotion einen Jingle erstellt – https://www.jinglebe.com/ Die hab ich JingleBe genannt, A.I. generierte Gesichter erstellt und zu jedem ein Artwork gestaltet und als GIF animiert. Hier kannst du dir alle anschauen und anhören.
HAB N KLEINES VIDEO GESCHNITTEN
Diese hab ich als NFT auf die Blockchain geminted und bei Rarible zum Ersteigern angeboten. Rarible ist eine der größten Handelsplattformen für NFTs. Die musst du dir vorstellen wie Ebay, wo Künstler*Innen ihre Werke ausstellen und verkaufen. Die Käufer kaufen direkt vom Verkäufer und man kann sich ihre Besitztümer dann auch auf ihrem Profil ansehen. Wie in einer Galerie. Darin steckt gerade das riesige Potential. Man kauft etwas, das nachdem es in deinen Besitz übergegangen ist, direkt wieder ausgestellt wird. Nur eben in deiner eigenen, privaten, kleinen Galerie. Stell dir vor, deine Kunst-Kaufhistorie wäre sichtbar und Menschen könnten dir 24/7 Angebote machen. Wie früher bei Myspace, wo man sich durch die Bands, die man gehört hat, dargestellt hat. Ich bin was ich höre, welche Klamotten ich trage und welche Kunst ich mag. Das alles liegt bald als Token in meinem Crypto-Wallet und jeder kann es sehen.
Cool und wie biete ich etwas an und kostet das was?
Erst einmal musste entscheiden, wo man deine NFTs kaufen soll. Es gibt schon etliche Handelsplattformen. Offen sind z.B. OpenSea (das NFT-Ebay) auf dem alle großen Plattformen mitlisten oder Rarible (der nerdige Kunst-Basar). Exklusiver und eher als Kunst-Auktionshaus zu verstehen sind Plattformen wie: foundation, makersplace oder superrare. In die letzten Drei kommst du gerade nur mit Connections, langen Wartezeiten oder wenn du einen großen Namen hast. Ich hab mit einigen geschrieben und Rarible waren die Einzigen, die sich sofort gemeldet haben und super Bock hatten. Das hat auch nur geklappt, weil ich ein 10 Seitigen Pitch vorbereitet habe. Damit hab ich sie dann überzeugt, dass das cool ist was ich vorhabe.
Bei Rarible arbeitet man noch mit der Ethereum-Chain. Hier gibt es verschiedene Token-Typen. Rarible erstellt ERC-721 Tokens. Darin können Bilder und Videos gespeichert werden und momentan ist das der Standard, aber ihr könnt sie z.B. nicht auf eurem Cold-Wallet (offline Speicher) lagern. Zumindest supported der Ledger das noch nicht. Ledger ist übrigens ein USB-Stick auf dem du deine Crypto-Assets (Private Keys) speichern kannst, so dass sie nicht gehacked werden können, weil sie offline sind.
Da ich also einen persönlichen Kontakt hatte, hab ich mich für Rarible entschieden.
Wichtig ist nämlich deinen Account approven zu lassen. Der kleine Haken an deinem Profil macht genau, was er auch bei twitter und Insta tut, er bringt Exklusivität mit sich und gibt deinen potenziellen Kunden Sicherheit, dass sie nicht auf einen Scam reinfallen. Denn wer hindert dich ansonsten daran, dich Justin Bieber zu nennen und ein Baby-Baby Gif zu verkaufen?
Ich war nun also mit dem CEO und CTO in einem Telegram-Channel und wir haben den Drop und meine Anforderungen besprochen. Ich brauchte Audio-Support und hab gleich am ersten Tag eine lange Liste an Bugs zusammengeschrieben. Haben sie alles umgesetzt, hat aber gedauert und ich musste 10x nachfragen. Zeitverschiebung und absolute Überlastung haben sich hier langsam abgezeichnet. Das ist ein kleines Team und die gehen gerade hart unter. Riesen Traffic, Überlastetes ETH-Netz und eigentlich massiven Erklärungsbedarf, zu Funktionsweisen und Ablauf.
Erwartet von Rarible also keine Hilfe, wenn irgendwas nicht geht. Die antworten einfach nicht.
Also hab ich mich so durchgefummelt und meinen ersten NFT geminted.
Erst n paar alte ETH (Ethereum) vom Ledger geholt und auf mein Metamask Konto geschickt. Metamask wird dann mit Rarible verbunden, so dass ich die Gebühren für die Erstellung bezahlen kann und eine Verknüpfung für die Royalty-Fees besteht. Unter https://rarible.com/create kannst du nun entscheiden, ob du einzigartige Singles (z.B. 1x das Originalgemälde der Mona Lisa) oder Multiple (z.B. eine Edition mit 100 zertifizierten Kopien der Mona Lisa) erstellen möchtest. Ich wollte 100 Singles, was schon absolut untypisch ist, weil so viel Arbeit. Ein Multiple mit 200 Kopien wäre auch nur ein minting Prozess. So musste ich also 100-mal minten. Damit die JingleBe nachher übersichtlich in einer Kategorie zusammengehalten werden, habe ich eine eigene Kollektion erstellt. Vorteil ist, dass sie dann auf opensea und Rarible als eigene Kollektion angezeigt werden (https://opensea.io/collection/jinglebe-nft-collection, https://rarible.com/jinglebe)
Gebühren. Alter is das teuer?
Die Kosten für die Erstellung eines NFT ist auf der Ethereum-Chain abhängig vom Gas-Preis. Du entschiedest, was du erstellen willst, gibst es an die Menschen, die Ethereum „staken“ und dabei neue Blöcke für dich erstellen. Das kostet Rechenleistung und wie bei allem im Leben entscheidet die Nachfrage das Angebot. Da die Nachfrage nach NFT enorm gestiegen ist, werden gerade unfassbare Preise verlangt. Nur die Erstellung meiner Collection hat mich fast 2000$ gekostet. Jeder weitere NFT lag dann zwischen 50-200$. Die Gas-Preise schwanken extrem über den Tag verteilt. Auf https://ethgas.watch/ kannst du immer schauen, wie teuer es im Moment ist. Und für Rarible gibt es für den Prozess der einzelnen Güter eine super Übersicht. https://tools.gravityenterprises.co.za/#/Cost
Dafür hab ich mir einen kleinen Bot geschrieben, der die Preise beobachtet und mich benachrichtig, wenn es gerade günstig ist. So hab ich rausgefunden, dass morgens zwischen 7-10 Uhr ne gute Zeit ist, um etwas günstiger erstellen zu können. Du kannst bei jedem Minting entscheiden, wieviel Gas du bereit bist zu zahlen. Bietest du aber zu wenig und der Preis steigt immer weiter, wird dein Block womöglich nie erstellt. Am Ende wollte ich einfach nur fertig werden und hab immer Höchstsatz bezahlt.
20€ Unterschied. Langsamstes geht frühestens in 2-3 Stunden, vllt nie und schnellstes geht innerhalb von 5-20 Sek.
Beim Minting gibt es nur ein Gas. Vollgas
Das Erstellen hat trotzdem fast 3 Tage gedauert, weil das einfach so viele Jingles waren. Jeder 20te Versuch ging dann auch mal in die Hose, weil Rarible Probleme hatte und die UI (User Interface) gesponnen hat. Da ich aber eine saubere Reihenfolge (1-100) haben wollte, musste ich alle danach erstellten Jingles wieder burnen (löschen) und alle dazwischen neu minten. Das Zerstören kostet (Überraschung) auch wieder die gleichen Gebühren. Das „ON SALE“ setzen von einem NFT kosten auch noch mal Gebühren (wenn auch nur 5$ pro Collection).
Die gesamte Erstellung der NFTs inkl. der Collection hat mich zwischen 15.000-20.000$ gekostet. Das ist doch Wahnsinn.
Vor dem Start des Bietverfahrens war ich also nervlich komplett am Ende. Dann sollte es endlich losgehen. Freitag um 18 Uhr habe ich alle NFT auf „ON SALE“ gesetzt. Man konnte aber schon vorher auf die JingleBe bieten, wenn man wusste wo sie lagen. Das liegt in der Natur der Sache. Wie gesagt, verstehen sich die Marktplätze auch als eine Art Galerie, in der man jederzeit Angebote unterbreiten kann. Der Verkäufer kann dann selbst entscheiden, ob er das Angebot annehmen will, obwohl er die NFTs eigentlich als nicht verkäuflich markiert hat.
Gewinner Ermitteln. Nicht mal das ist Problemlos möglich.
Mein Plan war nach 3 Tagen am Sonntag um 20 Uhr die Auktion auslaufen zu lassen. Da es keine Möglichkeit auf Rarible gibt, die Auktion auf einen Schlag zu schließen, hab ich auf Insta und Twitter angesagt, dass ich ab 20 Uhr von JingleBe 100-1 immer den Höchstbietenden annehmen werde. So schnell wie es geht. Da die Auktionen aber auch auf OpenSea gelistet waren, musste ich alle Bids vergleichen und den Höchsten auf der jeweiligen Plattform annehmen. Das war ein Stress ey. Dazu kommt folgendes Problem:
Sagen wir, du hast 1ETH in deinem Wallet. Jetzt kannst du z.B. 0,8 ETH auf jeden Jingle bieten und wenn der erste angenommen wurde, wird das Geld transferiert. Danach bist du aber pleite und dein nächstes Gebot kann nicht mehr wahrgenommen werden, weil du ja nur noch 0,2 ETH übrig hast (eigentlich noch weniger, weil du auch Fees fürs Bieten bezahlen musst). So ist es einige Male passiert, dass die ersten 3 Gebote nicht mehr valide waren.
Außerdem konnte ich in der Bid-Übersicht, über die ich die Gebote angenommen habe, nicht sehen wann genau jemand geboten hat. Ich wurde am nächsten Tag darauf aufmerksam gemacht, dass man die genaue Zeit wohl über die Rarible-API hätte erfahren können. So hat das Ganze aber schon 1,5 Stunde gedauert. Entweder wären jetzt die Leute sauer gewesen, die am Ende Höchstbietende waren oder eben die, die um 20 Uhr Höchstbietende waren…
Man merkt schon, alles noch wilder Westen da draußen. Die Plattformen und der Ablauf ist so neu, dass am Ende immer jemand sauer ist. An der Stelle kann ich mich nur noch mal dafür entschuldigen, solltest du keinen Jingle abbekommen haben. Ich habe eine lange Verbesserungsliste an Rarible geschrieben, so dass solche Versteigerungen in der Zukunft problemloser ablaufen.
Dann dachte ich: Puh, ersten NFT-Drop überlebt – Das war vielleicht ein Ritt. Aber dann ging der Tech-Support los.
Im Anschluss haben mir etliche Leute geschrieben, dass das ihr erstes mal mit Crypto wäre und sie so gar nicht zu recht gekommen sind. Es kostet hunderte Euro an Gebühren für Bieten, Währungen umwandeln und Ethereum rumschicken. Am Ende gibt es eben auch keinen Sparkassenmitarbeiter den man fragen kann, wo denn die eigene Kohle hin ist. Mit der Dezentralisierung geht eben auch sehr viel eigene Verantwortung mit einher.
Am Ende konnte ich hoffentlich Allen helfen, aber meine Herren hat das Zeit gekostet. Ich hab 2 Tage lang mit https://etherscan.io/ Wallets von fremden analysiert und ihnen erklärt, dass ETH in WETH geswapped wird, damit man damit auf Rarible handeln kann und wo sie das alles in ihrer Metamask machen können. Gebote müssen händisch zurückgezogen werden, damit man die Funds wiederbekommt usw. Dafür muss man sich damit wirklich beschäftigen. Ich empfehle jedem, sich richtig viel Zeit zum Einlesen zu nehmen und nicht einfach loszulegen. Am Ende ist ein Zahlendreher in deiner Adresse dafür verantwortlich, dass du dein gesamtes Ersparnis (was du ohnehin niemals nur in Crypto stecken solltest) ins Nirvana gesendet hast.
Die Aktion hat super viel Spaß gemacht und der Erste auf der Welt zu sein, der jemals Jingles als NFT verkauft, fühlt sich cool an, aber ich muss wirklich sagen, das ist alles noch nicht wirklich nutzbar. Die Meisten verstehen gar nicht, was ein NFT ist und schon gar nicht, wie man einen kauft, ohne dabei an ner Herzattacke zu sterben. Man muss wahnsinnig viel erklären und immer wieder bei Null anfangen. Dazu sind die Plattformen noch nicht richtig ausgereift und Ethereum ist heftig überlastet. Die Gebühren machen extrem viele Einsatzgebiete wirtschaftlich total unsinnig. Es gibt andere Währungen, die da schon weiter sind. Diese werden aber noch von keinem der großen Marktplätze supported. Cardano und IOTA z.B. bieten Fee-freie NFT-mintings an. Ich setze aber auch viele Hoffnungen in ETH 2. Da wird alles schneller, günstiger und umweltverträglicher.
Apropos Umwelt.
Neben dem finanziellen Wahnsinn und der Lernhürde der Nutzer*Innen, steckt hier noch eins der größten Probleme. Man kann sagen, je grüner die Energie, die in die Erstellung der Blöcke geht, desto sauberer der NFT. Leider sitzen die meisten Miner in Asien und beziehen ihren Strom z.B. von Kohlekraftwerken. Wie hoch die Rechenleistung ist, wusste ich vorher auch nicht. Auf http://cryptoart.wtf/ konnte man den CO2 Ausstoß jedes Wallets auf Basis der Transaktionen darauf ausrechnen.
In meinem Fall waren das 18,177 kWh was zu 10,605 Kg CO2 Emissionen geführt hat. Für alles inkl. Minting, Biding und Verkauf. (Sagt zumindest das eine Tool. Ein anderes sagt es wäre 1/10 davon). Ich gleiche auf jeden Fall 20KWH über MooreFutures aus. 1t CO2-Kompensation kostet da 64€. Besser wäre aber natürlich, diese Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen. Das wird erst mit neuer Technologie und anderem Energie-Konzept dahinter möglich sein. Solange das alles nicht behoben wird und die Menschen mehr Know-How in dem Sektor mitbringen, kann ich niemandem empfehlen NFTs zu verkaufen. Zum Glück geht heutzutage alles so schnell. Veränderungen, Wissensvermittlung und technischer Fortschritt.
Am Ende sind NFTs nämlich die Zukunft und werden in unseren Leben nicht mehr wegzudenken sein. Unser Wallet und die darin enthaltenen Artikel, Bilder, Musikalben, Skins und Klamotten werden zeigen, wer wir sind. Digital und Real wird ein und dasselbe sein und NFTs unsere Besitztümer. Zertifiziert, sicher und transparent für Alle einsehbar auf der Welt.
Meine Meinung
Fynn