Ich male. Warum denn nicht?
Ich hab mich viel zu lange gefragt, ob ich irgendwas darf. Ob es okay ist, wenn ich etwas auch tue, das andere nur tun. Mittlerweile bin ich mir sicher: Natürlich darf ich! Warum nicht? Fick die Gatekeeper und alle, die versuchen etwas für sich zu beanspruchen. Ich finde alles ist für alle da und je mehr sich ausprobieren und sich dabei finden, desto besser.
Die Kunstwelt braucht genau das: Mehr KünstlerInnen und mehr Kunstinteressierte.
Die Angst vor dem ersten eigene Strich auf ner weißen Leinwand ist genauso falsch, wie die Berührungsangst mit Galerien, KünstlerInnen und dem Kauf des ersten eigenen Kunstwerks. Es ist, wie es immer ist: Man muss es einfach machen. Ich male jetzt seit einem Jahr. Jeden Tag. Die ersten zehn Bilder hab ich mich nur geärgert, immer wieder in Frage gestellt und vor dem Aufdrehen einer Öl-Tube schon eingeschissen, bloß nichts falsch zu machen.
Jetzt geh ich jeden Tag tiefenentspannt in meine komplett zugemüllte Garage, versau eine Hose nach der anderen und baller Leinwände mit Gefühlen und Ideen zu zerstörerisch lautem Deutschrap voll. Und es is das beste Gefühl der Welt. Manchmal pinsel ich Bilder 10x über, ergänze in zwei Stunden nur einen Strich oder gucke 20 min in die Luft, aber es macht mich wahnsinnig glücklich. Dabei ist eine Richtung entstanden. Ein Stil, den ich mag. Und ich mag so oft so wenig von dem was ich tue. Zumindest stell ich mir immer die Frage, ob es gut genug ist, mit irgendwas mithalten kann oder ob es wohl akzeptiert wird. Hier will ich das nicht tun. Hier ist ein Bild irgendwann einfach fertig und ich freu mich wie n kleiner Junge drüber.
Warum sollte ich auch nicht? Weil es Künstler gibt, die nur das machen und mich nicht ernst nehmen, weil ich noch n paar andere Sachen mache? War bei der Musik doch genau das Gleiche. Da war und bin ich für viele immer noch irgendein Typ aus dem Internet, der nebenbei ein paar Songs geschrieben hat. Hätte ich am Ende nicht 10x mehr verkauft als alle anderen, würden die mich immer noch alle belächeln, egal wie wichtig mir Musik ist. Also scheiß drauf. Ich liebe es in neue Welten einzutauchen und diese kennenzulernen. Von ihnen akzeptiert zu werden ist nie einfach. Die Frage ist aber eben auch, ob das das Ziel ist. Und wenn das immer nur über kommerziellen Erfolg geht, dann will ich das gar nicht. Ich liebe Musik und jetzt liebe ich eben auch das Malen. Wo ist das Problem? Muss man alles in Schubladen stecken, Menschen kategorisieren und das Schaffen verorten?
Ich teile seit so vielen Jahren mein ganzes Leben mit so vielen Menschen und so sind alle immer seit Tag eins mit dabei, wenn ich mich ausprobiere. Ich versteck mich nicht zehn Jahre, um erst dann mit etwas um die Ecke zu kommen. Ich mache. Jeder wie er/sie es mag. Ich kann dir nur empfehlen: Probier dich aus. Es lohnt sich so sehr die Angst zu verlieren. Menschen sind nie nur eine Leidenschaft. Man darf auch mehrere Dinge mögen. Warum auch nicht?
Ich hatte gar nichts mit Kunst am Hut, weil ich nur diese perfekten Großmeister kannte die im Louvre ausgestellt werden, in Büchern gezeigt oder von irgendwelche abstrakten Figuren aus der Kunstwelt besessen werden. Das Zeug hat mir nie irgendwas gegeben. Dann hab ich das erste mal von Basquiat gehört. Das war das erste Mal, dass ich ein Bild cool fand. Dann hab ich, wie ein Schwamm, alles über sein Leben aufgesogen.
Dabei hab ich gemerkt was es da draußen alles für krasse KünstlerInnen gibt und das man etwas bei Kunst fühlen kann.
Vor ca. zwei Jahren hab ich dann angefangen KünstlerInnen auf Insta anzuschreiben und einfach nach Werken zu fragen. Wenn dir was gefällt, frag einfach. Kauf Kunst. Die sind alle super nett und ey: Du hast dann ein Teil dieser Person bei dir Zuhause. Nur du. Das ist, was ich daran so toll finde. Ein Bild, das etwas mit mir macht, von einer Person mit den eigenen Händen gemalt. Ich persönlich sehe darin den speziellen Wert. Seit dem kaufe ich recht viel Kunst. Irgendwie fast nur von Frauen. Galina Munroe, Denise Rudolf Frank, Manuela Knaut finde ich unfassbar. Das ist das schöne am 21 Jahrhundert, man kann selbst auf die Suche gehen und wenn einem was gefällt, quatscht man miteinander. Hab gehört, dass auch das bei den großen Galerien anders ist. Da dominieren immer noch die Männer und bis vor kurzem gab es so gut wie gar keine Frauen, die ausgestellt wurden. Das finde ich geil an frischeren Galeristen wie Johann König. Die scheißen auf alle Regeln. Stellen aus und pushen was sie mögen, ohne Konventionen. Deswegen werden ich da auch bald n paar Bilder zeigen. Auch Galerien wie NBB haben mir die Angst genommen. Das ist einfach ne mega Truppe, mit einer so genialen Auswahl an KünstlerInnen. Da lohnt es sich einfach immer wieder reinzuschauen.
Meine Freundin Marie hat mal gesagt: Wenn mehr Leute künstlerisch aktiv wären, würden sie auch den Prozess und damit den Wert mehr wertschätzen.
Bilder von Fynn Kliemann kaufen?
Es geht also los. Ich hab viele Dinge fertig, die ich gerne zeigen möchte. In Galerien, mit Freunden an speziellen Orten und im Internet. Ich mach jetzt mal Fotos davon und erstelle einen Katalog. Den kannst du hier anfordern und dann quatschen wir einfach. Katalog mit verfügbaren Arbeiten von Fynn Kliemann. Vor allem aber male ich weiter.
Wollte das nur mal eben loswerden. Male wer malen will. Verurteilt euch nicht, sondern probiert euch aus. Beschäftigt euch mit Kunst und kauft doch auch mal Kunst. Das macht mega Freude und darum geht es doch.
Fynn Kliemann
Hier kannst du meinen Katalog anfordern